Erfolgreiche 17. Fachtagung der SKZS: Gemeinsam statt einsam aus der Krise.
Die Tagung wurde vom Präsidenten der SKZS, Matthias Jurt, eröffnet, der die Bedeutung der Konferenz hervorhob und die Anwesenden willkommen hiess. Unter Applaus verdankte und verabschiedete er Hans Peter Schmid, der sich nach langjährigem Engagement aus dem Vorstand der SKZS zurückzieht.
Ein Operationsplan Schweiz gegen den hybriden Krieg
Den Auftakt der Referate machte Georg Häsler, Oberst der Schweizer Armee und eingeteilt im Armeestab, Sicherheitsexperte und Redaktor bei der Neuen Zürcher Zeitung, mit seinem Vortrag „Ein Operationsplan Schweiz gegen den hybriden Krieg“. Häsler erklärte die weitreichenden Auswirkungen geopolitischer Veränderungen auf die Schweiz. Die Neutralität des Landes stehe im Spannungsfeld zwischen eigenständiger Sicherheitspolitik und der notwendigen Zusammenarbeit in Europa.
Häsler beleuchtete ebenfalls das Kriegsgeschehen in der Ukraine, dessen eskalativen Verlauf dorthin und welche Lehren für die Schweiz daraus gezogen werden können. Er zeichnete eindrücklich die Entwicklung der hybriden Kriegsführung nach, mit der Putin seit seiner Grundsatzrede 2007 eine multipolare Weltordnung anstrebe. Häsler betont: «Der Ukrainekonflikt ist ein Paradebeispiel für eine hybride Kriegsführung». Angriffe auf kritische Infrastrukturen und die weitreichenden Auswirkungen moderner Waffen prägten das Bild. Aber auch Desinformationskampagnen, Sabotageakte und Anschläge auf Personen weit hinter der Frontlinie und innerhalb Europas gehören gemäss Häsler zu den Mitteln des Aggressors. Durch das bereits langanhaltende Kriegsgeschehen werde zudem die rote Linie des Artikels 5 des Nordatlantikvertrags immer weiter verschoben. In Bezug auf die Schweiz hob Häsler die strategische Bedeutung der kritischen Infrastrukturen innerhalb Europas, insbesondere auch die Bedeutung der Schweiz als Verkehrsdrehscheibe hervor. Er wies zudem auf Schwächen im Schutz des Luftraums hin und forderte einen umfassenden Operationsplan. Die Schweiz müsse wesentlich mehr in der Vorbereitung tun, um auf die bestehenden und kommenden Bedrohungen adäquat reagieren zu können.
Die Sicherheitspolitik der Schweiz im Wandel
Joachim Adler vom Staatsekretariat für Sicherheitspolitik (SEPOS) und dort Chef der Verteidigungspolitik und nationalen Koordination, setzte mit seinem Vortrag „Bemerkungen zur Sicherheitspolitik“ fort. Er skizzierte die Aufgaben des neu geschaffenen Staatssekretariats für Sicherheitspolitik und die Lagebeurteilung aus sicherheitspolitischer Sicht. Die aktuelle Sicherheitslage sei die gefährlichste seit dem Zweiten Weltkrieg, da diese insgesamt unberechenbarer als während des Kalten Krieges sei.
Adler hob die Bedeutung der neuen sicherheitspolitischen Strategie hervor, die nicht mehr nur Bericht sei, sondern konkrete Ziele und Wege zu deren Erreichung umfassen soll. Das Staatssekretariat für Sicherheitspolitik spiele dabei eine tragende Rolle und schaffe die Entscheidungsgrundlagen für den Bundesrat. Die Lehren aus der COVID-19-Pandemie hätten gezeigt, dass Krisenmanagement eine Balance zwischen Kontinuität und Agilität erfordere.
Strategien zur Bewältigung von Lieferkettenausfällen.
Nach einer kurzen Pause beleuchtete Herbert Saurugg, internationaler Blackout- und Krisenvorsorgeexperte, die „Strategien zur Bewältigung von Lieferkettenausfällen und Wiederanlaufschwierigkeiten nach einem nationalen Grossereignis“. Saurugg warnte vor der Zerbrechlichkeit der Gesellschaft und betonte, dass ein Blackout nicht primär den Strom, sondern vor allem nachgelagerte Infrastrukturen und Lieferketten betreffe. Er erinnerte an den letzten grossen Blackout in Europa am 21. Juni 2024 im Balkan und stellte die Frage, ob die DACH-Region auf ein solches Szenario vorbereitet sei.
Saurugg zeigte die Wichtigkeit dezentraler funktionierender Einheiten im Krisenfall auf und betonte die Bedeutung von Vorbereitungsmassnahmen und Übungen, um Unternehmen, Bevölkerung und Verwaltung Krisenfest zu machen. Er wies darauf hin, dass die Selbstversorgung als Grundlage für die Resilienz dienen müsse und dass wir alle eine Mitverantwortung trügen. Eine grosse Krise wie ein Blackout könne aber nicht durch blossen Egoismus, sondern nur gemeinsam durch Kooperation erfolgreich durchgestanden werden.
Ökosystem Cybercrime im Blickwinkel der Strafverfolgung
Serdar Günal Rütsche, Chef der Abteilung Cybercrime bei der Kantonspolizei Zürich, referierte über das „Ökosystem Cybercrime im Blickwinkel der Strafverfolgung“. Er erläuterte, wie die Polizei bei oder nach Cyber-Attacken vorgeht und welche Herausforderungen dabei zu bewältigen sind. Die internationale Zusammenarbeit sei oft schwieriger als die Kooperation innerhalb der Schweiz. Zudem seien die Täter dank künstlicher Intelligenz immer schwerer zu entdecken.
Rütsche betonte die Notwendigkeit von Prävention, Bekämpfung und Aufklärung für eine starke Cybersicherheit, Zudem beleuchtete er die Zusammenarbeit mit Universitäten und Fachhochschulen bei der Entwicklung von Analyse- und Auswertungsmethoden. Er forderte mehr Cyberpolizisten und wies darauf hin, dass Cybercrime keine Grenzen kenne und nur gemeinsam durch nationale und internationale Kooperation bekämpft werden könne.
In der abschliessenden Podiumsdiskussion unter der Moderation von Georg Häsler diskutierten die Referenten über die Sicherheitspolitische Lage sowohl in Europa wie auch der Schweiz, die Bedeutung von Cyber-Sicherheit und die Notwendigkeit staatlicher Unterstützung bei der Vorbereitung auf Krisen. Joachim Adler betonte, dass die Zusammenarbeit mit den Nachbarländern gefördert werden müsse. In der Schweiz bestehe aber das Gefühl, Krisenlagen selbst bewältigen zu können. Georg Häsler hob hervor, dass die Neutralität der Schweiz zunehmend in Frage gestellt werde und das Land gezwungen sei, eine aktivere Haltung einzunehmen. «Die Neutralität der Schweiz ist eine rein akademische Definition, die Sachlage im Krisenfall wird uns zu einer anderen Haltung zwingen.»
Matthias Jurt schloss die Tagung mit den Worten des griechischen Staatsmanns Perikles: „Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusehen, sondern auf die Zukunft vorbereitet zu sein.“ Die diesjährige Fachtagung bot wertvolle Einblicke und konkrete Handlungsempfehlungen für die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen. Der Vorstand der SKZS bedankt sich herzlich bei allen Referenten, Teilnehmenden wie auch dem Flughafen Zürich und freut sich, zur nächsten Fachtagung am 22. Oktober 2025 einzuladen.