, Nicolas Flückiger (Text), Christoph Stotzer (Bilder)

Es braucht mutige Führungspersonen, welche auch entscheiden können und wollen

Am 14. September 2023 fand unter dem Motto «Von der Krise zur Chance - Resilienz als Erfolgsfaktor für persönliche und organisatorische Entwicklung » die 16. Fachtagung der SKZS wiederum am Flughafen Zürich statt. Mit insgesamt über 70 TeilnehmerInnenn war der Anlass ein voller Erfolg. Die spannenden und informativen Fachvorträge von Bettina Zimmermann, Krisenexpertin bei der GU Sicherheit, Adrian Stieger, Leiter der Abteilung Bevölkerungsschutz im Kanton Thurgau, Altbotschafter Toni Frisch, ehemaliger Leiter Humanitäre Hilfe bei der DEZA, sowie Kathrin Streich, Kriminalpsychologin, wurden vom ehemaligen SRF-Radiojournalisten Georg Auf der Mauer moderiert. In der anschliessenden Podiumsdiskussion wurden die einzelnen Standpunkte der Teilnehmenden weiter erörtert und der Anlass mit einem reichhaltigen Netzwerkapéro beendet.

Der Besuchersaal am Flughafen Zürich füllte sich am 14. September 2023 ab 13.00 Uhr rasch mit den über 70 angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die SKZS hatte zu ihrer jährlichen, inzwischen 16. Fachtagung geladen. Der diesjährige Anlass stand unter dem Motto «Von der Krise zur Chance - Resilienz als Erfolgsfaktor für persönliche und organisatorische Entwicklung». Nach den Begrüssungsworten von Michèle Borer, der diesjährigen Präsidentin der SKZS, wurde das Wort an den ehemaligen SRF-Radiojournalisten Georg Auf der Mauer übergeben. Erstmalig konnte das Publikum mittels QR-Code Fragen stellen, welche vom Moderator aufgenommen und an die Referenten gestellt wurden.  

Bettina Zimmermann, Krisenmanagerin, CEO und Mitinhaberin der GU Sicherheit & Partner AG eröffnete die Fachtagung mit ihrem Vortrag zum Thema «Die resiliente Organisation - was wir aus Krisen lernen müssen». Sie zeigte auf, wie mit den Erfolgsfaktoren Flexibilität, Risikomanagement, Diversität, Führungs- und Entscheidungsstärke Organisationen resilienter werden können. Zudem führte sie aus, wie Unternehmen ihre Schwächen und Verwundbarkeiten besser erkennen und wie Krisen besser antizipiert werden können. Nur durch globales und vernetztes Denken können heute Risiken eruiert und daraus die nötigen Massnahmen abgeleitet werden. So ist es möglich, die eigene Organisation resilient aufzustellen.  

Im Anschluss folgte der persönliche Einsatzbericht von Adrian Stieger, Leiter der Abteilung Bevölkerungsschutz im Kanton Thurgau. Als Teil des Hilfsteams der Rettungskette Schweiz war Adrian Stieger nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei im Februar 2023 vor Ort. Er erzählte von den überwältigenden persönlichen Erfahrungen und Erkenntnissen aus diesem Kriseneinsatz. «Das Ereignis wird mich ein Leben lang prägen, positiv wie negativ.» Eindrücklich führte er aus, wie sein persönliches Umfeld ihm als Stütze diente und wie es sowohl ihm und seinem Team half, über die Tätigkeit im Krisengebiet zu reden. «Ein solch intensiver Einsatz machte aus Kameraden Freunde fürs Leben.» 

Ebenfalls zeigte er den Teilnehmer auf, welche Konsequenzen sich für künftige Einsätze im schweizerischen Bevölkerungsschutz ziehen lassen. Für ihn wären mehr internationale und interkantonale Volltruppenübungen nötig, damit Zusammenarbeit für den Einsatz geübt werden kann. Zudem muss bereits vor einem Grossereignis klar sein, wer welche Führung übernimmt, auch für den Fall, dass bereits bestehende Führungsstrukturen vielleicht selbst durch Beschädigung nicht mehr einsatzfähig sind.  

Nach einer kurzen Pause folgte mit dem Referat von Altbotschafter Toni Frisch, ehemaliger Leiter der Humanitären Hilfe des DEZA ein packender Bericht über die persönlichen Erfahrungen und Eindrücke diverser Kriseneinsätze. Er erklärte, wie die Unterstützung der Schweiz für Haiti nach dem Erdbeben 2010 organisiert wurde. Ebenfalls vermittelte er den Teilnehmern, welche Lehren aus der Sicherheitsverbundsübung 2014 und COVID 19 zur besseren Vorbereitung auf künftige Herausforderungen für die Schweiz abgeleitet werdennnen. Für Toni Frisch geht die Schweiz Probleme zu wenig energisch an. «Durchwursteln ist kein erfolgsversprechendes und nachhaltiges Konzept» 

Im Anschluss berichtete die Kriminalpsychologin Kathrin Streich, wie Interventionsteams wie die Verhandlungsgruppe oder andere Spezialdienste der Polizei, stabil und gestärkt aus einer einschneidenden Einsatzerfahrung hervorgehen können. Durch eine professionelle Nachbetreuung kann sichergestellt werden, dass Einsatzkräfte rasch wieder in einen Einsatz gehen können. Wichtig dabei sei, die Bedürfnisse der Betroffenen abzuholen und Hilfe anzubieten sowie Zeit für die Verarbeitung zu geben, jedoch niemals das Gespräch aufzuzwingen. Sie erachtet es ebenfalls als wesentlich, dass durch angemessene Einsatzvorbereitung das Risiko für Traumatisierung im Einsatz reduziert werden kann. Durch eine professionelle Vorbereitung auf Einsätze wie zum Beispiel durch mentales Training, können neuronale Strukturen aufgebaut werden, welche während einem Ereignis als «Dies kenne ich bereits» abgerufen werden können. Kathrin Streich unterstreicht die Wichtigkeit der Einsatzvorbereitung mit dem Zitat: «In der Krise zeigt sich die Resilienz. Warum nicht im Vorfeld die Chance nutzen sich darauf vorzubereiten?» 

In der anschliessenden Podiumsdiskussion, welche durch Georg Auf der Mauer moderiert wurde, stellten sich die Referenten und Referentinnen den Fragen des Publikums und verdeutlichten nochmals ihre Positionen. Auf die Frage, wie die Resilienz von Führungs- und Notfallorganisationen gesteigert werden kann, ergänzten sich die Podiumsteilnehmer auf die Schlussaussage: «Es braucht mutige Führungspersonen, welche auch Entscheiden können und wollen»